Drachen können brüllen

23. August 2018 Aus Von Hans-Werner Kulinna

Ein großer Drachen, will heut wissen,
ob Drachenkinder was vermissen,
wenn sie in die Schule gehen.

Doch kaum ist er der Schule nah,
da hört er Schreie – hier und da…

Weg da, was willst du?
Ich war zuerst hier, dumme Kuh.

Na du Knirps, was machst du hier,
zieh Leine –  los – du Trampeltier.

Das ist unser Ball, kapiert,
gleich wird dein Zwergenbein poliert!

Ich will auch mal –  immer die,
und ich geb‘ mir solche Müh.

Wir dürfen nie – das ist gemein,
in unsern Kreis kommt keiner rein.

Und so hört der große Drachen,
Kinder, die sich oft verkrachen.

Große, die so wütend sind,
und Kleine, die dann traurig sind.

Kinder, die sich schlimm verletzten,
Beinchen stellen und sich fetzen.

Räume ständig nur verdrecken,
Müll so lassen in den Ecken.

Jungen, die sich nur beschmieren,
ständig irgendwas verlieren.

Kinder, die die Pflicht nicht kennen,
häufig irgendwas verpennen.

Mädchen, die nur ständig schwatzen,
sich benehmen wie die Katzen.

Schnurren, kreischen, lärmen rum,
albern, lachen sich fast krumm.

Doch als der Drache innehält,
schnell nachdenkt und sich Fragen stellt.

Da kommt ihm bald auch der Entschluss,
dass sich hier was ändern muss.

Er nimmt sein Herz in beide Hände,
und brüllt ganz laut durchs Schulgelände.

Die Kinder bleiben plötzlich stehn,
und jeder kann ihn gut verstehn.

„Er hat ja recht“ – ruft die Marie,
so mancher, der kapiert’s halt nie.

© Hans-Werner Kulinna